Durch die laufende Fußballweltmeisterschaft steht Katar aktuell nicht nur bei Fußballfans im Spotlight. Auch sonst gewinnt das Land mehr und mehr an Einfluss - ob im Sport, der Wirtschaft oder der Weltpolitik.
Durch die laufende Fußballweltmeisterschaft steht Katar aktuell nicht nur bei Fußballfans im Spotlight. Auch sonst gewinnt das Land mehr und mehr an Einfluss - ob im Sport, der Wirtschaft oder der Weltpolitik.
Nicht zuletzt wegen des grade abgeschlossenen Gasdeals mit Deutschland war das reiche Emirat wieder in aller Munde. Wir geben dir in diesem Blogbeitrag einen groben Überblick über die Problematik und Chancen dieses Abkommens.
Vor ein paar Tagen verkündete die Bundesregierung nach langen Verhandlungen einen Gasdeal mit Katar: ab 2026 sollen Insgesamt 2 Millionen Tonnen Flüssiggas über einen US Händler nach Deutschland geliefert werden.
Doch wieso kommt dieser Deal gerade jetzt zu Stande, wo Katar wegen massiver Menschenrechtsverletzungen bei der Wm in Kritik steht?
Katar besitzt genau das, woran es Deutschland mangelt: Gas.
Schon vor Jahren hat Katar versucht bei hiesigen Unternehmen mit seinen Rohstoffen zu werben - das allerdings zu einer Zeit, in der Deutschland für seine Energie noch auf russisches Gas gesetzt hat.
Bereits im Mai diesen Jahres Kündigte Olaf Scholz in einer Pressekonferenz an: „In Deutschland wollen wir unsere Energieversorgung ändern […] Scheich Tamim und ich sind uns einig, dass Katar und die Bundesrepublik im Energiebereich deshalb künftig enger zusammenarbeiten werden. Daher begrüße ich die heute unterzeichnete Energiepartnerschaft„
Zwischenzeitlich wirkte es, als stünde das Abkommen auf der Kippe. Primär schien die Laufzeit des Abkommens ein Knackpunkt zwischen den beiden Ländern zu sein. Katar schloss zuvor einen ähnlichen Deal mit Weltmacht China ab - und das über ganze 27 Jahre. Während die Kataris Deutschland ähnlich lange binden wollte, will Deutschland zu diesem Zeitpunkt aber eigentlich schon auf fossile Brennstoffe verzichten.
Schauen wir uns dazu mal fix die Zahlen an. Die geplanten 2 Millionen Tonnen Flüssiggas sind umgerechnet circa 30 Terawattstunden - das entspricht etwa drei Prozent des deutschen Jahresverbrauchs. Es wird also schnell deutlich, dass diese Menge absolut keine Kompensation für die 500 Terawattstunden sind, die wir zuvor von Russland bekommen haben.
Viele Fragen sich wahrscheinlich, ob es nach Russland und China nicht widersprüchlich ist, mit einem weiteren Land welches scharfe Kritik bezüglich der Achtung von Menschenrechten einstecken musste, Abkommen abzuschließen.
Gastarbeiter litten bei den Vorbereitungen für die Fußballweltmeisterschaft unter der massiven Hitze und den miserablen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen. Konträr dazu sitzen die wohlhabenden katarischen Staatsbürger mit Fußballfans aus aller Welt in klimatisierten Stadien. Für viele Außenstehende ein klares Symbol der Unterdrückung und Klassengesellschaft in Katar.
Allerdings hat das Emirat die Menschenrechtsverletzungen mittlerweile zum Teil anerkannt und sich um eine Verbesserte Bezahlung und Unterbringung für Gastarbeiter eingesetzt. Ist die Kritik an Katar also gegebenenfalls etwas überzogen? Im Umgang mit den Vorwürfen kann zumindest ein großer Unterschied zu den Saudis und den Vereinigten Arabischen Emiraten, von denen Deutschland auch Gas beziehen möchte, festgestellt werden. Es bleibt also fraglich, ob man diese Länder gleichstellen kann, oder Katar dabei gegebenenfalls das „kleinere Übel“ darstellt.
Der Deal ist ein kleine Errungenschaft für wachsende Unabhängigkeit vom Gasriesen Russland. Allerdings sind die vereinbarten Liefermengen eher ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Energiesicherheit in Deutschland und verschafft eine Energieabhängigkeit bis 2041 mit einem Land, welches mit seinen Werten in der westlichen Welt vermehrt auf Unverständnis stößt.